Annette Funck weltweit die Nummer eins

Walsroder Leichtathletin krönt ihre grandiose Saison mit dem Weltmeistertitel

Walsrode(ta) Es ist schwierig, noch passende Superlative zu finden, um das Wettkampfjahr 2018 und die von Annette Funck gezeigten Leistungen zu beschreiben.

Am besten zur Einordnung hilft ein kleiner Rückblick: Als die Hürdensprinterin 2014 ihr Comeback bzw. Debüt nach vielen erfolgreichen Jahren bei den Frauen, dann auf der internationalen Ebene im Seniorenbereich gab, gelang ihr damals auf Anhieb der Gewinn des Weltmeistertitels der Altersklasse W 35 in der Halle. Was folgte, waren allerdings schwere Achillessehnenprobleme, eine daraus resultierende Operation und damit einhergehend eine lange Verletzungs- und Wettkampfpause.

Viele hätten in solch einer Situation wahrscheinlich die Sprintspikes an den Nagel gehängt. Nicht so Funck, die sich mit enormer Disziplin, Ehrgeiz und mentaler Stärke nicht nur zurück an die nationale Spitze, sondern an die weltweite Spitze der Hürdensprinterinnen im Seniorenbereich gekämpft und in diesem Jahr nun alle Erwartungen förmlich gesprengt hat.

Nachdem die Walsroderin ihre eindrucksvolle Medaillen- und Titelsammlung in diesem Jahr schon um den DM-Titel jeweils in der Halle und im Freien sowie den Europameistertitel in der Halle erweitert hat, fehlte bis zu diesem Wochenende noch genau ein Titel, um die Funcksche Sammlung zu komplettieren: der Freiluft-Weltmeistertitel über die 80-Meter-Hürden-Distanz. Mit zwei furiosen Läufen im spanischen Malaga hat Deutschlands mutmaßlich schnellste Grundschullehrerin dieses Ziel nun erreicht und sich zur Weltmeisterin in der Altersklasse W 40 gekrönt. Diesem Triumph vorangegangen war eine intensive Vorbereitung.

Die vierfache Mutter war in den vergangenen Sommermonaten des Öfteren schon früh morgens auf dem neuen Walsroder Sportplatz beim Einlegen von zusätzlichen Trainingseinheiten anzutreffen. Umso größer war die Erleichterung dann auch, dass sich die Mühen der letzten Monate und Jahre gelohnt haben.

Dabei lief das Unternehmen Weltmeistertitel zunächst alles andere als nach Plan. Bei ihrer Ankunft am Flughafen in Malaga musste die Walsroder Reisegruppe um Annette, Ehemann Andrè und weiteren Unterstützern, wie der früher ebenfalls erfolgreichen hiesigen Leichtathletin, Sabrina Albrecht, feststellen, dass sämtliches Gepäck beim Umsteigen in Paris hängen geblieben war - einschließlich der Spikes. Erst wenige Stunden vor dem Vorlauf am Freitag traf das Gepäck aus der französischen Hauptstadt in Andalusien ein.

In ihrem Lauf zeigte sich die Walsroderin dann aber gänzlich unbeeindruckt von der Aufregung und setzte gleich ein ganz dickes Ausrufezeichen. In einer Zeit von 11,41 Sekunden und damit in persönliches Bestzeit gewann sie den Vorlauf souverän. Dabei fehlte praktisch nur ein Hauch zum deutschen Rekord von 11,40 Sekunden.

Am Samstag im Finale übertraf das Hürden-Ass dann endgültig alle Erwartungen. Beim Start sah es noch nach einem engen Rennen aus. Die Portugiesin, Suzana Estriga, legte einen Blitzstart hin und auch die Amerikanerin, Rachel Guest, zeigte sich auf den ersten Metern als die erwartet schwere Gegnerin. Doch ab der Mitte des Rennens zündete Funck den Turbo und ließ der Konkurrenz keine Chance. In einer grandiosen Zeit von 11,37 Sekunden sicherte sich die Walsroderin nicht nur den Titel. Vielmehr holte sie auch das nach, was ihr am Vortag noch knapp verwehrt geblieben war, nämlich die Verbesserung des deutschen Rekordes. Die Freude im Walsroder Lager war dementsprechend grenzenlos im Anschluss an das Rennen.

Zumal Annette Funck sich nach diesem Wochenende nun endgültig mit Fug und Recht als schnellste Hürdensprinterin der Welt über 35 Jahre bezeichnen darf. Neben dem Weltmeistertitel dient auch als Beleg, dass in diesem Jahr weltweit keine Athletin, die 35 Jahre oder älter ist, eine schnellere Zeit gelaufen ist.